Naturschutzreferentin der AÖE

Liebe Leserinnen und Leser, ich heiße Daniela Lehner und stelle mich Ihnen hier kurz als Naturschutzreferentin der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen vor.


Seit meinem Bachelorstudium in Umwelt-und-Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur spezialisiere ich mich in integrativen Naturschutz und Biodiversität. Dabei habe ich meine Bachelorarbeit über "Die naturnahe Gestaltung von Wiener Kleingärten und die Motivation ihrer Besitzer diese umzusetzen" geschrieben. Bei meinem Masterstudium erweiterte ich meinen Horizont an der Universität Kopenhagen und der Universität Hohenheim bei Stuttgart. In meiner Masterarbeit führte ich eine Umfrage unter Landwirten in Baden-Württemberg und Bayern zu deren Akzeptanz eines partizipativen Biodiversitätsmonitorings zur Entwicklung von resultat-orientierten Agrarumweltmaßnahmen durch. Bei beiden Arbeiten spielte auch die Vielfalt der Insekten eine große Rolle. Als Naturschutzreferentin ist mir auch die Zusammenarbeit mit Stakeholdern sehr wichtig.

Ich habe auch bereits praktische Erfahrung in Umweltbildung und Naturschutz sammeln dürfen. Etwa als Praktikantin bei der Wiener Umweltanwaltschaft, oder als Wissensvermittlerin beim Schmetterlingsprojekt Vanessa. 


Seit 2010 bin ich auch ehrenamtlich in der 2. zoologischen Abteilung (Insekten) des Naturhistorischen Museums Wien tätig und dadurch auch auf die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen gestoßen. Dabei habe ich an mehreren Projekten mitgearbeitet. Angefangen hat es mit der Wanzendatenbank, Teilnahme an Tagen der Artenvielfalt, über das Vermessen und (Schicht-)Fotografieren von Ameisen, bis ich schließlich die Rolle als Naturschutzreferentin übernehmen durfte.

Mit diesem Blog möchte ich über Insekten und Naturschutz informieren und eine Diskussion zu Lösungsvorschlägen anregen.
Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit! 


Was kann ein Verein gegen das Insektensterben tun?



Der Kenntnisstand der Gefährdungsbewertung, Lebensweisen, Verbreitung und Ökologie vieler Insektenarten ist noch nicht ausreichend erforscht. Dabei sollten möglichst viele Arten und nicht nur einzelne Indikatorgruppen berücksichtig werden.

Das biologische Grundlagenwissen der Vereinsmitglieder ist von unschätzbarem Wert und muss erhalten bleiben. Die Publikationen der Vereinszeitschrift und Vorträge bei Veranstaltungen sind daher von besonderer Bedeutung. Weiters ist das Anwerben von neuen Mitgliedern und Interessenten wichtig.

Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung wird auch bisher schon z. B. durch unsere Teilnahme an verschiedenen Tagen der Artenvielfalt betrieben. Zusätzlich wird seit 2018 eine Insektengruppe des Jahres ausgewählt. 

Bei welchen Taxa bestehen Ihrer Meinung nach noch wichtige Defizite?
Wenn Sie mehr Ideen und Anregungen zu den Naturschutzbemühungen des Vereines haben können Sie sich gerne bei mir melden.

Neun-Punkte-Plan gegen das Insektensterben


Wie den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Entomologen sicherlich bereits bekannt, ist sowohl die Vielzahl als auch die Vielfalt der Insekten durch den Einfluss des Menschen bedroht. Unter anderem wurde bereits in der „Resolution zum Schutz der mitteleuropäischen Insektenfauna, insbesondere der Wildbienen“ von den Teilnehmern der 12. Hymenopterologen-Tagung im Oktober 2016 auf die Dringlichkeit des raschen Handelns hingewiesen.

Nach der aufsehen erregenden Publikation von Hallmann et al. (2017) in PLOSone, auch „Krefeld-Studie“ genannt (da sie durch den Entomologischen Verein Krefeld angeregt wurde) gelangte das Wissen um die prekäre Situation der Insekten in die breiterer Öffentlichkeit und damit auch in das Bewusstsein der Politik. 

Bei der 90. Deutschen Umweltministerkonferenz Anfang Juni 2018 wurde der aktuelle Kenntnisstand um das Insektensterben besprochen. Dadurch wurde das „Aktionsprogramm zum Insektenschutz“ ins Leben gerufen. Das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit veröffentlichte daraufhin Diskussionsvorschläge für Maßnahmen dieses Programmes, welche bis Sommer 2019 im Bundeskabinett beschlossen werden sollen. Dafür werden Fördermittel im Ausmaß von 5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.

Am 19. Oktober 2018 trafen sich Wissenschaftler zum ersten internationalen Insektenschutzsymposium im Naturkundemuseum Stuttgart.  Am Ende der Veranstaltung wurde ein Neun-Punkte-Plan gegen das Insektensterben, aber diesmal aus der Perspektive der Wissenschaft, ausgearbeitet (pdf link 9-Punkte-Plan).

Für die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen müssen Politik, Industrie, Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten. Zu den Zielen zählen unter anderem die Einschränkung des Pestizids- und Düngereinsatzes, Extensivierung der Landwirtschaft, Förderung von insektenfreundlichen Mähwiesen, Lebensraumvernetzung, Pflege von Naturschutzgebieten, mehr Natur in öffentlichen Räumen und die Förderung von Wildbestäubern.



Quellen (19.12.2018)
BMU, 2018. „Aktionsprogramm Insektenschutz“ – Diskussionsvorschläge des BMU für Maßnahmen. Link: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Artenschutz/massnahmen_insektenschutz_bf.pdf
BMU, 2018. Bericht des Bundes über Kenntnisstand, aktuelle Forschungen und Untersuchungen zum Insektensterben sowie dessen Ursachen, Schriftlicher Bericht für die 90. Umweltministerkonferenz vom 6.-8. Juni 2018 in Bremen, BMU, Bonn. Link: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Artenschutz/bericht_insektensterben_bf.pdf
Hallmann, C.A., Sorg, M., Jongejans, E., Siepel, H., Hofland, N., Schwan, H., Stensmans, W., Müller, A., Sumser, H., Hörren, T., Goulson, D., de Kroon, H. 2017. More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PLOSone, 12 (10). Link: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809 (Open Access)
Krogmann, L., Betz, O., Geldmann, J., Goulson, D., Menzel, R., Riecken, U., Ruther, J., Schwenninger, H.R., Sorg, M., Steidle, J., Tscharntke, T., Wägele, W. 2018. Neun-Punkte-Plan gegen das Insektensterben – die Perspektive der Wissenschaft. Naturkundemuseum Stuttgart. Link: https://www.naturkundemuseum-bw.de/sites/default/files/neuigkeiten/9-punkte_plan_gegen_das_insektensterben_19_okt_2018_0.pdf
Deutsche Gesellschaft für Entomologie, 2016. Resolution zum Schutz der mitteleuropäischen Insektenfauna insbesondere der Wildbienen – Verfasst von den Teilnehmer/innen der 12. Hymenopterologen-Tagung Stuttgart im Oktober 2016. Naturschutz und Landschaftsplanung 12. Link: https://www.nul-online.de/artikel.dll/NuL12-16-Inhalt-393-396-1_NTIyMTQ1OA.PDF?UID=42DEE791D2C2E4432FFBA2AE2329112F2DA1F0A3D18A